Eine grosse Zahl von Interessierten aus der Gemeinde und der Umgebung hat am Samstag, 11. November 2017 an der ersten Beteiligungsveranstaltung zur Planung von „Chance Uetikon“ teilgenommen. Die Diskussion war lebhaft, die Moderation durch die Organisatoren gut und die Meinungen über die Zukunft dieses für die Gemeinde so wichtigen Areals schienen weniger weit auseinander zu liegen als vielleicht vorher vermutet.
Die Lobby für Uetikon hat sich bereits im Vorfeld der Veranstaltung mit ihrer Vision auseinandergesetzt. Das Gebiet am See gehört auch zu den „Brennpunkten“ Uetikons, die für die weitere Entwicklung unserer Gemeinde von zentraler Bedeutung sind.
Für den Erfolg des neuen Areals erachtet die Lobby eine gute Integration des neuen Quartiers in die Gemeinde als entscheidend. Die Lage – umrundet von Freiflächen und Ortsgrenzen – birgt die Gefahr, dass hier ein isolierter Ortsteil entsteht. Wichtig ist daher, dass bereits während der Planungs- und Bauphase der Besuch des entstehenden Ortsteils attraktiv ist und auch attraktiv bleibt für die BewohnerInnen von Uetikon und der ganzen Region.
Die Lobby wünscht sich in den vom Kanton und der Gemeine genutzten Flächen primär offene Plätze für flexible Nutzungen. Dabei sollen multifunktionale Strukturen geschaffen werden, so dass die verfügbaren Flächen mehrfach genutzt werden können (z.B. Aula, Gastronomie, Liegewiesen, offene Plätze, gemeinsame Infrastrukturen, etc.)
Wünschbar sind dabei:
- ein offener Platz, der mit minimaler Infrastruktur ausgestattet ist – wo bekanntes wie Kino am See, Platz-Konzerte, Zirkus, Eispark, Herbstmarkt, Volleyball Turniere, aber auch neue Ideen Raum haben, so dass das Leben an den See kommt.
- eine offene neue ‚Badi’ – deren Liegewiese frei genutzt werden kann, aber mit Badestegen, Bäumen und ohne Umzäunung einen idealen Anschluss an den See garantiert.
Das Areal soll ausserdem belebt werden, mit Dienstleistungen, die Passanten und Kunden anlocken (z.B. Wellness, Therapie, Weiterbildung, etc.). Besonders für regionale Weiterbildungsangebote soll die Schulinfrastruktur mitgenutzt werden. Entlang der Seestrasse sollen kleine Läden und Geschäfte entstehen. In einer der historisch wertvollen Fabrikhallen könnten gemeinsam genutzter Office- und Gewerberaum für Gewerbetreibende und Start-ups entstehen. Idealerweise käme euch eine Hightechfirma mit grösserem Firmensitz (à la Tecan oder Swarowski) dazu.
Kultur soll gross geschrieben werden: Dazu soll in der Kantonsschule eine Aula/ Mehrzweckraum in einer rohen alten Fabrikhalle entstehen – im Stil Schiffbau: Darin finden Kulturanlässe der Schule, aber auch lokale und regionale Events statt. Langweilige Gemeindesäle und Kirchgemeindesäle hat es am See schon genug, eine Aula in diesem Stil wäre redundant. Das Atrium des Kulturraums könnte dabei als Pop-up Galerie für Schul- und externe Ausstellungen genutzt werden.
Ein wichtiger Anteil wird Wohnen sein: Es darf Wohnen in der gehobenen Kategorie sein – aber nicht in einem Luxussegment, wo Wohnungen nur ein Investitionsobjekt sind, und nicht belebt werden. Die Wohnsiedlungen sollen Ökologie und Hightech verbinden – Green-city kann als Vorbild dienen – eine ökologische Leuchtturmstadt, die auch den urbanen Fabrikgroove beibehält. Kanton und Gemeinde sollen mit entsprechenden Rahmenbedingungen im Gestaltungsplan dafür sorgen, dass die Grundeigentümer im Sinne der Multifunktionalität aller Flächen verpflichtet werden, ihre Grün- und Freiräume der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Essentiell für die Integration des neuen Quartiers ist die verkehrliche Anbindung an das historisch gewachsene Uetikon. Eine enge Unter- oder Überführung der Seestrasse ist dabei keine wünschbare Option. Mit zwei auch architektonisch ansprechenden Fussgänger- und Fahrrad-Brücken – die eine von der Kreuzsteinstrasse über Geleise und Strasse und dann hinunter aufs Gelände, die andere vom Bahnhof im grosszügigen Schwung über Geleise und Strasse zum hafenseitigen Eingang des Geländes und als attraktiver Startpunkt für den Seeuferweg. Ein autonom fahrendes Minibüssli könnte für ältere oder gehbehinderte Leute diese Brücken mitbenutzen.
Für die Integration des Geländes als lebendiger Ortsteil Uetikons wird die Art der Zwischennutzung des Geländes von zentraler Wichtigkeit sein. Sie kann wesentlich mithelfen, ein organisches Zusammenwachsen der beiden Ortsteile bereits im Vorfeld der Realisierung des Gymnasiums und weiterer Nutzungen zu ermöglichen. Investitionen, die dazu beitragen, einzelne baufällige Gebäude vorübergehend für eine Zwischennutzung zu sichern, sind deshalb gut investiertes Geld.
Und noch ein letztes Wort zum Thema Geld: Ein solches Jahrhundertprojekt – das ja richtigerweise auch von Kanton und Gemeinde als „Chance Uetikon“ bezeichnet wird – soll nicht primär als langfristige „Cash-Cow“ für die Gemeinde verstanden werden. Mutige Entscheide im Sinne nachhaltiger Investitionen werden sich mittelfristig auszahlen, auch wenn ein „positives Ergebnis“ für die Gemeindefinanzen nicht bereits als unabdingbare Rahmenbedingung gesetzt wird.