Baukommission Uetikon vertagt Entscheid
Die Baukommission Uetikon hat an ihrer Sitzung vom Montag, 24. April das Gesuch des Kantons betreffend Materialschüttung im See behandelt. Die Lobby hat dabei die Gelegenheit erhalten, ihren Standpunkt einzubringen. Schlussendlich entschied die Kommission erfreulicherweise, die beantragte Projektänderung nicht durchzuwinken, sondern von der Bauherrschaft eine Ergänzung der Unterlagen zu verlangen.
Gestern habe ich folgenden Leserbrief an die NZZ geschickt:
Fast wäre es dem AWEL, der ehemaligen Chemie Uetikon und der Gemeinde Uetikon gelungen, den mengenmässig grössten Teil der Altlasten mit Überdecken zu «sichern»! Die billigste von 8 (A bis H) im Laufe der Zeit entwickelten Varianten! Das AWEL preist sie als sanfteste Variante an, ein Pionierprojekt soll es gar sein!
Fast alle sind sich einig: Ungeschickte Kommunikation. Es wurde aber nicht nur schlecht kommuniziert; es wurden auch gesetzliche Vorgaben verletzt. Sowohl die Aarhus-Konvention, welche die Schweiz 2014 ratifiziert hat, als auch das IDG des Kantons wurden missachtet: es besteht eine rechtzeitige Informations-Bringschuld der Behörden bei Angelegenheiten von grosser Umwelt-Relevanz.
Unfassbar, dass die Gemeinde Uetikon in dem Artikel so glimpflich davonkommt, ist sie es doch, welche als Erste die Einwohner informieren müsste und dies sträflich versäumt hat! Sie sollte die Verantwortung nicht an den Kanton delegieren. Es ging so weit, dass die Gemeindebehörde auf ein Akten-Einsichtsgesuch nach IDG antwortete, keine radiologisch relevanten Dokumente zu besitzen, man möge den Kanton fragen. Dies, obwohl die drei Sanierungs-Verfügungen des Kantons, welche auch an die Gemeinde gingen, das Thema Radioaktivität insgesamt 24 mal ansprechen.
Zum Thema Sicherheit: Meines Erachtens nimmt die Sicherheit der Sanierung durch die geplante Überschüttung ab: Schon mehrmals ist in der Region der Seegrund abgerutscht, zb 1955 direkt vor der Fabrik. Damals rutschte sogar Material unter der Ufermauer, welche auf drei Reihen Holzpfählen steht, durch. Eine grosse «Unterwasserlawine» wurde nach Ansicht von Experten vom grossen Basler Erdbeben im Jahre 1356 ausgelöst. Die Spuren sind noch gut sichtbar, unweit westlich der Fabrik. Die Abrisskante befand sich 2.5 Meter unter dem Wasserspiegel. Wiederholt sich so ein Beben, wird wahrscheinlich der ganze, zusätzlich beschwerte Giftmüll abrutschen. Ein Worst-Case, der sich aber verhindern lässt, wenn man JETZT gründlich saniert und keine Billiglösung bevorzugt.
noch zum thema blickpunkt uetikon: er hat zwar meinen leserbrief veröffentlicht, konnte es aber nicht lassen, einen zentralen satz zu verhunzen und zwar denjenigen in der mitte des briefes. dort schrieb ich im original:
„am ende des artikels lese ich: „was auch gesagt werden muss: die ängste der uetikerinnen und uetiker hinsichtlich der zuschüttung hat man zuvor unterschätzt.“
NEIN: es sind nicht „die ängste“, welche man durch schöne worte beruhigen könnte: es sind fundierte argumente und eine verantwortungsvolle einstellung gegenüber unseren nachkommen, welche diese „pionierleistung“ als das erkennen, was sie ist: die auf geiz und grössenwahn beruhende fantasie, dass sich die natur berechnen und somit beherrschen lasse.“
warum muss der blickpunkt unsere argumente zur angst um-erklären? warum kann er den begründeten widerstand nicht als solchen akzeptieren?
Es ist wirklich erfreulich, dass die Gemeinde bei tonnenweise Schwermetall im See vor Uetikon die offenen Fragen klären will. Es ist auch ein grosser Fortschritt, dass Gemeinde, interessierte Bevölkerung und Lobby für Uetikon dem Kanton, der Chemischen und der Firma Marti Fragen stellen. Das ist Demokratie! Nun hoffe ich, dass wir am Schluss die beste und sicherste Lösung für dieses Entsorgungsproblem finden, damit auch künftige Generationen den See geniessen können.